Auf dem Weg nach Wiesbaden - Paul Taubitz verlässt das Theater Plauen-Zwickau
11.August 2025Lieber Herr Taubitz, Sie waren 2 Spielzeiten als Kapellmeister am Theater Plauen-Zwickau tätig – nun geht Ihre Reise weiter, wohin führt Sie Ihr Weg?
Ich wechsle ins Rhein-Main Gebiet, genauer gesagt: an das Hessische Staatstheater Wiesbaden. Dort werde ich in etwa die gleichen Aufgaben haben wie am Theater Plauen-Zwickau: 1. Kapellmeister und stellvertretender GMD.
Welche Aufgaben stehen für Sie dort auf dem Programm?
Ich werde eigene Einstudierungen leiten wie beispielsweise "Viva La Mamma" von Gaetano Donizetti oder "Die Vögel“ von Walter Braunfels, auch Wiederaufnahmen wie „Der Freischütz“. Und sicherlich werde ich auch als stellvertretender GMD organisatorische Aufgaben übernehmen!
Mein erstes Dirigat wird die Wiederaufnahme von „Der Freischütz“ am 27. September 2025 sein, mein erstes Konzert ist ein Kinderkonzert am 9. November 2025.
Als Sie sich am Theater Plauen-Zwickau beworben haben, hatten Sie da eine bestimmte Vorstellung von den beiden Städten? Worauf haben Sie sich gefreut? Was hat Ihnen Sorgen gemacht?
Ehrlich gesagt: Ich hatte keine genaue Vorstellung. Ich kannte die Stadt Zwickau nur über den Schumann-Background, war aber vorher noch nie da. Ich wuchs in Kiel auf und habe in München, Rostock und zuletzt in Heidelberg gelebt. Das sind alles größere Städte - ich habe daher erwartet, dass in Zwickau und Plauen eine etwas intimere Atmosphäre besteht und man sich quasi in der Stadt häufiger wiedersieht und bekannte Gesichter häufiger erscheinen. So war es schließlich auch - und es war ein schönes, liebevolles Miteinander. Für mich und meine Frau, die wir gerade einen Monat, bevor ich in Zwickau angefangen habe, geheiratet haben, war es genau die richtige Atmosphäre - wir hatten Zeit und Ruhe unser gemeinsames Eheleben zu beginnen.
Ihre Frau war ja als Studienleiterin ebenfalls am Theater Plauen/Zwickau tätig gewesen – bleibt sie hier in Sachsen?
Meine Frau kommt glücklicherweise ab Oktober nach Wiesbaden mit, da sie ab diesem Zeitpunkt im Mutterschutz sein wird - im November erwarten wir nämlich Nachwuchs!
Interessant finde ich immer, dass - egal wo ich in Deutschland bin - die allgemeine Art der Menschen von Region zu Region so unterschiedlich sein kann, und damit meine ich nicht nur den Dialekt! In Zwickau und Plauen habe ich eine sehr große Herzlichkeit gespürt, jedoch nicht unbedingt extrovertiert, wie beispielsweise in Heidelberg: Es ist eine sehr ehrliche, sehr ernsthafte und damit auch respektvolle Art, die ich sehr zu schätzen gelernt habe. Mit anderen Worten: Es wird hier nicht lange um den "heißen Brei" herumgeredet, man meint das, was man sagt, und man kann sich darauf verlassen.
Gab es in den Jahren hier besondere Momente, an die Sie sich erinnern – gute Momente und vielleicht auch schwierige Momente?
Das Schöne an meiner Position am Theater Plauen/Zwickau ist, dass ich auch in jeder Spielzeit die Möglichkeit bekommen habe, ein Philharmonisches Konzert zu leiten. Das sind natürlich die Konzerte, auf die man sich als Dirigent besonders freut - und auch für die Musiker im Orchester sind das die Konzerte, die quasi das „Aushängeschild“ des Orchesters sind: Jeder will sich von seiner besten Seite zeigen, und man kann sich vollends auf die Musik konzentrieren. Besonders an mein erstes Philharmonisches Konzert erinnere ich mich sehr gerne, vor allem die Symphonie von Cesar Franck: Die Proben waren schon sehr intensiv, und es „flogen teilweise die Fetzen“ - was schon einmal vorkommen kann, wenn man mit hohem Anspruch miteinander musiziert. Das Konzert war für mich geradezu wie ein Rausch, und es war eines der schönsten Konzerterlebnisse meiner bisherigen dirigentischen Laufbahn.
Das Orchester hat mich oft fasziniert: mit welcher Lust im Konzert gespielt wurde, war unglaublich ansteckend, das Zusammenspiel untereinander, aber auch mit mir als Dirigenten, habe ich als äußerst intensiv wahrgenommen.
Ein besonderer Moment war wohl auch das „Prüfungskonzert“…
Ja tatsächlich! Weil ich bis letzte Spielzeit noch parallel zum Job am Theater Plauen-Zwickau an der Musikhochschule München mein Masterstudium „Orchesterdirigieren“ absolviert habe, fungierte praktischerweise das Philharmonische Konzert „Brahms total“ als meine Abschlussprüfung. Dazu kamen 2 Professoren nach Zwickau in die „Neue Welt“ und hörten zu. Erfreulicherweise konnte ich mit einer „1“ bestehen! Mit der 2. Sinfonie von Johannes Brahms mein Studium abzuschließen, das war für mich etwas ganz Besonderes!
Herzliche Glückwunsch zu diesem in jeder Hinsicht traumhaften Studienabschluss! Was nehmen Sie mit aus Plauen und aus Zwickau? Was haben Sie gelernt, welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Ich habe sehr viel gelernt, und ich bin sehr dankbar für die große Professionalität, die mir entgegengebracht wurde. Die Kulturtradition in Sachsen, insbesondere die Musik hat eine lange Geschichte und ist tief verwurzelt in den Seelen der Menschen. Diese Musizier-Weise durfte ich aufsaugen und wurde von ihr in den letzten 2 Jahren stark geprägt. Bewusst und unbewusst trage ich sie sicherlich weiter in mir und freue mich schon, bald wiederzukommen.
Welche Pläne haben Sie noch?
Im Leben eines Dirigenten ist die Zukunft immer ungewiss, da man bloß eine gewisse Zeit mit einem Orchester oder an einem Theater arbeitet. Mir ist sehr wichtig, offen zu bleiben für die vielen Impulse der Musiker - und überhaupt aller Menschen um mich herum - und neugierig zu bleiben. Die Menge an Repertoire ist Segen und Fluch: Man kann nie aufhören, Neues zum Entdecken.
Wo auch immer mich mein Weg hinführt, möchte ich nie meine Liebe zur Musik verlieren und immer fröhlich und dankbar darüber sein, dass ich mich tagtäglich mit wunderbarer Kunst beschäftigen darf.
Alles Gute auf Ihrem weiteren (musikalischen) Lebensweg, vielen Dank für das Gespräch!