Endlich! Kohlhaas – anders! Das wird tolles Theater! Echt? Aber sicher! Da kannst du deine Pferde drauf verwetten. Kohlhaas und Clowns? Na klar! Die spinnen. Und wie! So einen Kleist hat man hier und dort und sowieso nirgendwo noch nie gesehen!
Drei Clowns: Hanscarl, Pimpernelle und Mädesüß. Sie erscheinen – auf einmal. Und sie schaukeln. Schaukeln? Ja. Warum denn Schaukeln? Weil sie so das Auf und Ab der Welt am Laufen halten – behaupten sie zumindest. Und dabei, sagen sie, erfährt man allerhand: Dass nichts ist, wie es scheint. Und wenn sie einmal nicht schaukeln? Bleibt dann die Welt stehen? Kann sein, kann sein auch nicht. Da hilft nur eins: Ausprobieren. Im Moment ändert sich ja schon genug. Und dann? Haben sie endlich Zeit zu spielen. Zu spielen? Ja. Und was? Na, ganz klar: »Michael Kohlhaas«. Und warum ausgerechnet Kohlhaas? Weil es da auch ums Auf und Ab der Welt geht: »Mitten durch den Schmerz, die Welt in einer so ungeheuren Unordnung zu erblicken, zuckte die innerliche Zufriedenheit empor, seine eigne Brust nunmehr in Ordnung zu sehen.«
Also spielen sie – mit Kohlhaas. Dabei erzählen sie von der Grenze zwischen Recht und Gerechtigkeit, von der Sache mit der Rache, dem Leidensweg zweier Rappen, von ungeheuren Zufällen und einer ganz wunderlichen Liebe. Sie spielen mit Junkern und Astrologen, mit Richtern und Verliebten, mit einem Abdecker und mit Martin Luther – das ungeheure Auf und Ab des Michael Kohlhaas. Am Ende verschwinden sie wieder. Wohin? Das weiß man nicht. Aber sie werden zurückkommen. Wenn die Situation danach ist.
In der Bearbeitung von Rico Dietzmeyer (Compania Sincara) wird die Geschichte über den Rosshändler, der von einem Junker um seine Pferde betrogen wird und dann auf sein Recht pochend bereit ist, die Welt in Schutt und Asche zu legen, auf ungewöhnliche und verliebte Weise erzählt. Entgegen jeder Erwartung begegnet man zunächst nicht Kleists berühmten Rechthaber, sondern drei liebevollen Gestalten, den Clowns Hanscarl, Pimpernelle und Mädesüß. Sie machen das Einzigartige des Abends aus. Ihnen liegt nichts näher, als dem ausweglosen Auf und Ab der Welt damit zu begegnen, »Kohlhaas« zu spielen. Nur könnten sie sich dabei nicht uneiniger sein, wie man ihn spielt. Sie nehmen das Publikum mit auf eine wechselhafte Reise nach Kohlhaasenbrück und durch die verschiedenen Lesarten dieses Klassikers. Und ringsherum schlängeln sich ihre Spiele, Improvisationen und schauspielerischen Kisten, die die tragische Geschichte zu einem Freudenfest machen. Auch wer sich kaum noch an Kleists Novelle erinnert, wird an dieser Reise seinen Spaß haben: »Passschein, bitte!«